Kultur für Alle

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Stephan Schimanowa (Kulturstadtrat)

Kulturstadt Mödling – Ein Interview mit Kulturstadtrat Stephan Schimanowa. Über „gute“ Kunst, die nicht kann, sondern muss, kulturpolitische Initiativen á la „moving beethoven“ und den Mödlinger Kultursommer als persönliche Highlights des Kulturstadtrats.

Herr Stadtrat, was ist für sie Kunst?

Khalil Gibran, libanesischer Künstler und Dichter, hat einmal gesagt, dass der Mensch geboren ist, um im Glanz der Liebe und im Licht der Schönheit zu leben. Kunst ist für mich auf der einen Seite die Schönheit, die wir fähig sind zu schaffen. Auf der anderen Seite hat Kunst auch ein politische Seite, denn sie kann uns Menschen mit Dingen konfrontieren, auf die wir nicht mutig genug hinschauen wollen. Kunst ist also Spiegel und Projektionsfläche einer Gesellschaft. Zu betonen ist in diesem Zusammenhang aber auch, dass Kulturangebote für alle da sein müssen. Kunst darf nicht elitär sein. Wenn der Zugang zu Kultur zu hochschwellig ist, läuft etwas falsch.

Und was ist aus ihrer Sicht „gute“ Kunst?

Diese Frage zu beantworten ist schwierig, da Kunst etwas sehr Subjektives ist. Wenn wir dem Komponisten Arnold Schönberg, der einige Zeit in Mödling verbracht hat, Glauben schenken wollen, kommt Kunst nicht von Können, sondern von Müssen. Er wollte damit ausdrücken, dass Kunst in der Seele des Künstlers entsteht und im Sinne der Selbstwirksamkeit in einem Kunstwerk ausgedrückt werden möchte. Genau dieser seelische Prozess macht jedoch die Unterscheidung zwischen „guter“ und „schlechter“ Kunst so schwierig. Für mich ist Kunst dann gut, wenn sie mich berührt.

Sie sind seit November 2017 Kulturstadtrat. Was war bis dato ihr größter Erfolg und wo gibt es Handlungsbedarf?

Die Gedenkwoche 2018 im Zusammenhang mit den Novemberpogromen 1938 war ein Highlight. Hier konnten wir in Zusammenarbeit mit einigen Künstler*innen und dem Stadttheater ein großartiges und berührendes Programm zusammenstellen. Besonders gefreut hat mich, dass wir die Mödlinger Schulen einbinden konnten. Der Höhepunkt für mich war „moving beethoven“ 2019 und 2020. In der Rückschau war es gut, dass wir schon 2019 mit unserem Jubiläumsprogramm gestartet haben, da COVID uns 2020 einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Toll war, dass wir einen Großteil der Mödlinger Künstler*innen und sämtliche Institutionen in „moving beethoven“ einbinden konnten. Im Zuge des Beethoven- Jubiläums konnten wir Veranstaltungen in allen Stadtteilen durchführen und das Kulturangebot dezentralisieren. Bei der Jugendkultur kann Mödling sicherlich besser werden. Da haben wir noch viel zu tun. Eine Befragung von Jugendlichen und jungen Menschen soll hier Wünsche und Bedürfnisse aufzeigen.

Stichwort COVID. Die bisherige Periode ist geprägt von Lockdowns und Absagen von Kulturveranstaltungen. Wie schwierig war und ist es, Kulturstadtrat in Zeiten einer Pandemie zu sein?

Da kann ich gerne etwas Positives sagen. Im Kultursommer 2021 hatten wir insgesamt 12.700 Besucher*innen. Neben den Klassikern wie Theater im Bunker, teatro, das Mödlinger Sommertheater und Shakespeare konnten wir einen eigenen Jazz-Schwerpunkt etablieren, boten Kinderprogramm und überhaupt viele Veranstaltungen im Freien. Genial war die Nutzung des Hyrtl-Platzes durch das Mödlinger Stadttheater für das Stück „Die drei Musketiere“, inszeniert von Bruno Max. Wir konnten so Menschen für das Theater begeistern, die bis dato nicht zum Stammpublikum des Stadttheaters gezählt werden konnten. 2021 wurde fast 1 Million Euro für Kunst und Kultur ausgegeben. So gesehen sind wir in Mödling bis jetzt gut durch die COVID-Pandemie gekommen und haben keine Künstler*in im Stich gelassen. 

Wie schaut es in diesem Sommer aus?

Auch heuer erwartet uns ein toller Kultursommer, auch wenn die COVID-Zahlen wieder steigen. Erfreulich ist, dass es Anfang September zum Aufleben von „Sturm und Klang“ kommt. Nach zweijähriger Pause kommt es unter dem Motto „Eine Stadt, ein Tag, ein Ticket“ zur vierten Auflage des Stadtfestivals von Musik, Literatur und Kleinkunst.

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